Liebes Ruhrgebiet und Rest vonne Welt, was jetzt kommt ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit...so wahr mir der Foodporn-Gott helfe.
Ihr erinnert Euch? Ich und der unsägliche Walk auf Foodfame?
Beim letzten Mal habe ich die erste Etappe genommen und festgestellt, dass es weitaus mehr braucht als eine Holzkiste und die bloße Vorstellung, dass mein LekkiLekki darauf gefälligst zu optischen Göttlichkeiten zu mutieren habe. Lecker war der ganze Krempel (
von BraKi natürlich abgesehen!) dann auch nicht, so dass ich Euch die Rezepte erspart geblieben sind. Tja.
Nun denn. Heute präsentiere ich Euch die nächste Etappe. Die "Gedöns-Etappe", die in Wahrheit "Wie ich fast in der Psychiatrie landete-Etappe" heisst.
Aber jetzt tun wir erst mal so, als ob ich in einer Heititei-Foodblog-Welt leben würde, in der das Essen nicht auf einer klapperigen, viel zu kleinen Holzkiste auf einem abgewrackten Mini-Balkontisch neben einem Beutel altem Katzenstreu steht, den ich aus Faulheitsgründen noch nicht entsorgt habe. Also, willkommen in einer Welt, in der der Wind Kräuter zufällig ins Bild weht, in einer Welt, in der Küchenhandtücher nie benutzt werden und sogar zusammengenüllt noch wie gemalt aussehen. Es ist Zeit für die zweite Etappe...
Im Supermarkt komme ich an der Fischtheke vorbei. "Och, Fisch!", denke ich hoch eloquent und - ZACK - habe ich ein Stück Lachs im Einkaufswagen, das größer als mancher Leuts Hunde ist.
Der wahre Foodporn-Blogger plant seinen Post wahrscheinlich akribisch im Vorfeld. Mir hingehen fallen spontan hundgroße Lachsstücke in den Schoß und somit plane ich nix, sondern agiere aus der Lameng. Das bedeutet in diesem Fall folgende Entscheidungen für die Beilagenfront: Gurken in Senf-Sahne-Soße nebst Vollkornnudeln plus Salätchen. Dafür habe ich nämlich fast alles zu Hause im Kühl- bzw. Vorratsschrank. Und alles, was ich nicht kaufen muss, muss ich nicht schleppen.
Zu Hause missfällt mir mein eigener Pragmatismus. Den Walk of Foodfame werde ich sicherlich nicht strahlend und erfolgreich beschreiten, weil ich praktischer Weise noch irgendetwas auf Vorrat habe, das eh weg muss. Und Gurken und Vollkornnudeln sind ja nun auch nicht gerade die attraktivsten Stars in der Lebensmittel-Manege.
Nun ja. So komme ich wenigstens auf die nicht ganz verkehrte Idee, die Gurken optisch zu pimpen. Und über den Sternchenteller und das unbenutzte Küchenhandtuch bin ich dann wirklich gaaaanz zufällig gestolpert...
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass der Dill selbstverständlich vom Wind ins Bild geweht wurde. Toller Wind! Und farblich passende Limonade hat man heutzutage ja schließlich auch immer und überall zur Hand...
Weil sich das Rezept per Zutatenübersicht fast von selbst erklärt, weise ich an dieser Stelle lediglich darauf hin, dass ich den Hund das Lachsfilet nur für 5 Minütchen AUF den Gurkenrahm inne Pfanne geworfen und dann mit Deckel druff die Hitze habe atmen lassen. Die Mengenangaben sind übrigens variabel. Wer viel Senf mag, nimmt viel Senf. Einfache Kiste.
So. So war das...mit den Gurken und dem Lachsfilet. NICHT!
Das war nämlich IN WAHRHEIT so:
Ich schnalle ziemlich schnell, dass meine doofe Holzkiste zu klein ist. Für den richtigen Winkel. Für Fotos, auf denen irgendwas im Vorder- UND Hintergrund zu sehen sein soll. Diesen Missstand versuche ich auszugleichen, indem ich mich während des Fotografierens auf die Zehenspitzen stelle. Dafür finde ich keine wirkliche Erklärung. Es ist eher eine Art Verzweiflungsreflex. Vielleicht wirkt die Kiste ja aus größerer Entfernung (+ 4cm) größer.
Pfff. Ja, genau!
Aber ich stehe weiter auf Zehenspitzen rum und schwanke doof von links nach rechts, was sich für scharfe Fotos natürlich extrem anbietet. Aber auch das gleiche ich aus: Ich halte nämlich ununterbrochen die Luft an. Dabei ziehe ich den Kopf so weit ich kann zurück, mache ein Triple-Kinn und gewinne Platz. Vielleicht. Eigentlich nicht. Aber ich kann nicht damit aufhören.
Dafür braucht es einen Fremdimpuls. "Nichts leichter als das", zischt mein Leben und schickt Besuch...
So. Vor einigen Wochen postete ich auf Facebook Folgendes:
"Ich sitze ganz ruhig auf dem Balkon. Eine Wespe nähert sich. Ich bleibe ruhig sitzen, weil mir immer alle sagen, dass man in Wespennähe ruhig sitzen bleiben soll..."Die tun nix"! Wespe lacht sich kaputt und sticht mir in den Unterarm. Alles Lügner!"
Folgerichtig habe ich also gelernt. Wespe nähert sich und ich tue umgehend ALLES, was nichts mit Ruhe zu tun hat. Lasst es mich deutlicher sagen: Ich springe hysterisch vom Balkon in die Küche, ich schreie und drohe und wüte, schlage mit dem Nudelsieb wild um mich und knalle die Balkontür zu, um die Arschlöcher daran zu hindern, mich zu verfolgen. An einem Punkt stehe ich sogar mit einem Messer in der Hand an der Balkonschwelle und fuchtel damit in Richtung Wespengegner herum. Allerdings merke ich selber, dass das wirklich vollkommen lächerlich ist und höre damit zügig wieder auf.
Die Arschlöcher überwinden irgendwie meinen Wehr und schaffen es in die Küche. Ich möchte für einen astreinen Tatsachenbericht meine Schockgänsehaut fotografieren. Das geht aber nicht, weil die Kackviecher mich ständig angreifen und ich wilde Tänze aufführen muss.
Mir kommt folgender Gedanke: Wenn mich just ein Kind beobachten würde, würde es mit Sicherheit seine Mutter fragen, warum diese arme Frau mit den schlimmen epileptischen Anfällen denn so schwere Küchenarbeit verrichten muss.
So geht es jedenfalls eine ganze Weile. Balkon, Wespe, Geschrei, Küche, Wespe, Geschrei, Wüterich, rein und raus, hin und her. Ich komme einer Psychiatrieeinweisung erschreckend nahe.
Und dann, als wäre ich nicht mit den Nerven schon völlig am Ende, fällt - SCHWUPPS - das Lachsfilet vom Teller. Auf den Balkonboden. Samt Nudeln und Gurkenrahm. Ich bin SO entsetzt, dass ich nicht mal ans Fotografieren denke, sondern alles so gut ich kann sofort wieder mit der bloßen Hand auf den Teller schaufel. Dann knalle ich die Balkontür zu und fotografiere durch die Scheibe.
Die Wespenarschlöcher haben mittlerweile offensichtlich den Rest ihrer beknackten Familie angesimst. Die hängen jetzt alle auf meinem Balkonboden rum und schlabbern lecker Gurkenrahm. Ich muss Katze retten, also Tür auf und große Wespentanzhysterie, aber letztlich Katze irgendwie gerettet.
Essen im Eimer, Balkon versaut, Laune im Keller und großen Hass auf Wespen, die mir meinen Walk of Foodfame verwehren wollen. Aber dann schlage ich zurück! Mit Gläsern. Je ein Glas pro Wespe...auf dass sie den Erstickungstod sterben und auf dass all ihre Freunde und Bekannten vorbeifliegen und im ganzen Ruhrgebiet die sehr wahre Legende der Wespenglassärge verbreiten!
Schließlich Frau Plemmplemma als Friedhofswärterin in spe erneut auf dem Balkon deponiert, die Szenerie beleidigt verlassen und das zerfledderte Lachsfilet mit Balkonboden-Aroma frustriert am Esstisch verspeist.
Anschließend auf dem Sofa in ein Erschöpfungskoma gefallen und den Rest des Tages mit Überall-Schmerzen verbracht, weil mein Ommakörper Wespentänze, stundenlanges Zehenspitzenstehen, Luftanhalten, Komplettverkrampfungen und Triplekinnbildung samt Nackenfehlhaltung mit Sofort-Aua quittiert.
SO WAR DAS mit mir und dem Lachsfilet. Für die nächste Ettape besorge ich also einen Flammenwerfer und Entspannungsmusik. Außerdem müssen die Bilder irgendwie lebendiger werden...aber bitte ohne Wespen.
Merke I: Es war lecker. Wirklich, richtig lecker!
Das darf ja ruhig auch mal gesagt werden. Balkonboden-Aroma kann was!
Merke II: Einen tollen Knallbraun-Druck hat Natasa vom Blog Navucko gewonnen.Herzlichen Glückwünsch, liebe Natasa! Ich melde mich noch per Mail.