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Blitzgeschichten aus Bochum. Oder: Juli im September-Schnee!

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Liebes Ruhrgebiet und Rest vonne Welt, gestern hat et in Bochum geschneit. Und ich war dabei. Mit anderen Worten: Juli im September im Dezemberschnee. Klingt komisch? War es auch. Aber auch ganz schön toll.


Lasst mich kurz ausholen: Drei junge Menschen ausm Pott (na gut, einer ist zugezogen, aber das wollen wa ma nicht so eng sehen) haben eine Kreativagentur gegründet. Diese Agentur heißt "Frei nach vorn" und die drei jungen Menschen heißen Meike, Philipp und Ansgar.


Frei nach dem Motto "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Leben direkt vor der Haustür beginnt?" sagen diese Herrschaften (ich zitiere):
"Wir finden, dass hier im Pott genug Geschichten erzählt werden, die genauso gut und ehrlich sind wie auch woanders. Man muss nicht reisen, um Besonderes zwischen dem Klingeln des Weckers und dem Wieder-pennen-gehen zu erleben. Man muss nicht ins Kino, um tolle Typen zu sehen oder zu hören. Es reicht ein Schritt vor die Haustür."
So. Das ist schomma ne ziemlich töffte Einstellung. (Mein Rechtschreibprogramm wehrt sich massiv gegen das Wort "töffte". Finde ich nicht in Ordnung.) Und passend zu dieser Einstellung haben sich Meike, Philipp und Ansgar ein sehr, sehr grandioses Projekt überlegt: Blitzgeschichten.

Hinter diesem Titel steckt ein Fotokalender. Nein. Besser: Ein RUHRPOTT-Fotokalender, der wirklich seinesgleichen sucht. Auf 12 Kalenderblättern wollen sie mit 12 unterschiedlichsten Motiven den guten, alten Pott zeigen, mit oder in dem sie aufgewachsen sind: ein bisschen verschroben, herzlich und echt. Eigentlich setzen sie mit ihren Bildern genau das um, was ich mit meinem extra für den Ruhrpott kreierten Begriff "Herzensschmodder" meine. Also versteht sich quasi von selbst, dass ich mich mit dem ersten Blick auf ihre Webseite direkt in die Blitzgeschichten-Idee verknallt habe...


Genau wie ich haben die Drei am "echten" Ruhrpott Spaß und pfeifen auf Neubauten, Schickimicki-Touri-Hochglanz-Ecken oder Werbepeitschen-Promo-Kommerz-Gedöns. Aber weil es eben immer so ist, dass alles Neue das Alte zunehmend verdrängt, haben sie es sich für ihren Kalender zum Ziel gemacht, den Pott am Beispiel von Bochum so zu zeigen wie sie ihn (noch) fühlen. Soll heißen: Jedes Kalenderblatt erzählt eine kleine Bochumer Geschichte. Eine Geschichte vonne Bude, vonner Eckkneipe oder vom Fussekplatz...zum Beispiel. Mit ganz viel Liebe zum Detail siedeln sie ihre Bilder in den 70er und 80er Jahren an und rücken typische Pottköppe und Opelfahrzeuge in den Mittelpunkt ihrer Inszenierungen. Jedes Bild zeigt einen anderen Opel und keins dieser Fahrzeuge darf nach den 80er-Jahren vom Band gegangen sein.


So. Und gestern haben sie es schneien lassen...mitten in Bochum umme Ecke vom Tippelsberg in einem kleinen Hinterhof.


100 Kubikmeter Schnee, ein alter Opel, ein Plastiktannenbäumchen und ein Mechaniker, der sich wie Bolle über den Reim "Ich hab keine Panik mehr, ich hab jetzt n Mechanikeeer" freut. Nein, stimmt gar nicht. In Wahrheit wurde dieser Mechaniker pünktlich zu Weihnachten von seiner "Alten" verlassen und was macht er dann schön zu Heiligabend? Genau: Er schraubt an seiner Karre rum...mit Tannenbäumchen, Schnee und einer fetten Portion Weihnachtsfrust, der ihm angemessen ins Gesicht geschrieben steht.


Also: Schnee, Schlitten, Schneeschaufel, Mama, Papa, Mechaniker, Nachbarn...und ich mittendrin. So durfte ich zum ersten Mal miterleben wie ein professionelles Fotoshooting eigentlich abläuft. Ich sag mal so: Da kam ich mir mit meiner kleinen Pimpf-Kamera und mit "keine Ahnung von nix" schon ein bisskn belämmert vor. War aber nicht schlimm, denn Meike, Philipp und Ansgar waren so nett, entspannt und herzlich, dass ich mich trotzdem sofort verdammt wohl gefühlt habe. Trotzdem graut es mir ein wenig davor, wenn sie meine Fotos in diesem Post in Augenschein nehmen. Aber vielleicht haben sie ja Mitleid und geben mir Nachhilfe in "besser fotografieren"?!

Jedenfalls war das Bild ziemlich zackig im Kasten und wird bald das Dezemberblatt des Blitzgeschichten-Kalenders zieren. Bald? Genau. Ab November wird es den Kalender nämlich zu kaufen geben, damit er im neuen Jahr auch an möglichst vielen Wänden prangen kann. (Ich sag nur "Christkind", ne?!)

Das gesamte Projekt hat die Frei-nach-vorn-Bande übrigens per Crowdfunding gestemmt. Mit anderen Worten: Der Kalender finanziert sich über im Vorfeld gesammelte Spenden und ich freue mich riesig für die Drei, dass sie genug Geld zusammenbekommen haben, um ihre tolle Idee tatsächlich umzusetzen.


Ende des Monats darf ich übrigens nicht nur bei der Erstellung eines weiteren Kalenderblatts dabei sein...ich darf sogar mitmachen und als 80er-Jahre-Uschi vor der Kamera posen. Ich seh mich schon mit so ner typischen Asi-Palme aufm Kopf vor ner Eckkneipe rumstehen...das wird großartig-bekloppt!

Jedenfalls kriege ich im Zuge der Vorbereitungen für das Motiv auch mit, welch immensen Aufwand Meike, Philipp und Ansgar für jedes einzelne Bild betreiben. Solche Gedanken macht man sich ja als Außenstehender eigentlich eher nicht. Man denkt nur "Och, cool", wenn einem was gefällt. Aber dass da Technik, Outfits, Deko, Schminke, Frisuren, Licht und was weiß ich noch alles bis ins kleinste Detail geplant, beschafft und an den Mann oder die Frau gebraucht werden müssen...das nimmt man natürlich gar nicht wahr. So ein Shooting macht man auch nicht mal einfach eben irgendwo. Man muss Genehmigungen einholen, Absperrgebühren zahlen und so weiter und so fort. Also ganz schön viel Aufwand und es war einfach nur toll zu sehen, mit wie viel Spaß inne Backen das Team bei der Sache war. Da war keiner genervt, gestresst oder angesickt. Ganz im Gegenteil: Wir standen da Allemann im tiefsten (naja) Schnee bei Bombenstimmung und ich hab ehrlich gesagt die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich endlich einen Schneeengel machen kann.


Konnte ich dann auch. Und den Kunstschnee werde ich mir wahrscheinlich noch 3 Wochen lang aus Haaren und Klamotten pulen. Aber das war der Spaß allemal wert.


So. Ich finde, das ist ne Kiste, von der Ihr gehört haben solltet. Drei junge Menschen, die den guten, alten Pott mit einem Kalender ehren, in dem ganz, ganz viel Liebe zum Detail und zur Heimat steckt. Und wenn der Kalender draußen ist, sag ich nomma Bescheid und werde ein paar Exemplare verlosen. Und falls Ihr im Dezember auf der Suche nach einem schnieken Weihnachtsgeschenk für Pottfreunde sein solltet...die Fährte sei hiermit gelegt!

Ach...und falls Ihr Lust habt, selbst Teil des Blitzgeschichten-Kalenders zu sein: Es werden noch Leute gesucht...und zwar für das Fussball-Motiv auf Rot-Weiß-Wattenscheid (Termin: 3.10. nachmittags). Ebenfalls gesucht wird noch eine türkische Familie (Vatter, Mutter, Kind1 & Kind 2), die im 70er-Jahre-Motiv "auf Reise" gehen soll...schön mit gepackten Köfferchen am Opel.

Außerdem wird für die kommende Woche noch händeringend nach zwei Autos fahndet! Kennt Ihr jemanden, der einen Manta A oder einen Kadett A beherbergt?! Oder habt Ihr selbst so ein tolles Möhrchen in der Garage stehen? Dann gebt Eurem Pottherz einen Ruck und stellt die Karre für ein Shooting zur Verfügung. Mit den Autos wird umgegangen wie mit rohen Eiern. Hab ich live miterlebt ("GEH MIT DEM SCHNEE VOM AUTO WECH!").

Also...falls Ihr Interesse ooooder die richtigen Autos ooooder Tipps habt, meldet Euch gerne bei Meike unter meike[ät]freinachvorn[punkt]de und ich verspreche Euch ein lustiges, spannendes Erlebnis mit super sympathischen Leuten. Und im Dezember sagt Ihr dann zum Oppa: "Kumma, hier...da bin ich...in Deinem neuen Kalender!".

Merke I: Tolle, tolle Frei-nach-vorn-Bande. Echt jetzt!
Schenkt Ihnen auf Facebook domma ein Like. Hamse verdient.

Merke II: Die guten Fotos in diesem Post hat Ansgar gemacht.
Die nicht so guten stammen von mir. Klar.


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