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Liebling des Monats: Café Kalinka - Kaffee und Kram

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Liebes Ruhrgebiet und Rest vonne Welt, am Wochenende unternehme ich ja gerne mal was mit meinem Lieblingskumpel Julius. Das läuft dann meistens so:

Ich so: "Tach. Watt machst Du heute?"
Julius so: "Tach. Einkaufen. Putzen."
Ich so: "Und sonst so?"
Julius: "Weiß ich noch nicht."
Ich so: "Sollen wa was zusammen machen?"
Julius so: "Okay."
Ich so: "Was denn?"
Julius so: "Hm. Keine Ahnung."

Aber letztens hat Julius erfrischender Weise mal nicht "Hm. Keine Ahnung", sondern "Musst Du nicht mal wieder in irgendein Hipstercafé, um darüber zu bloggen?" geantwortet. Und ich so: "Jo."

Also habe ich online nach irgendeinem "Hipstercafé" fahndet, eins gefunden und dann zackig den Julius eingekarrt, um das Bochumer Kalinka zu inspizieren.


Nun sach ich et direkt: Das Kalinka ist alles Mögliche, aber ganz bestimmt kein 08/15-Hipstercafé, das irgendwelche Trendklischees bedient oder auf hippen Hypezügen mitfährt, nur um mit angesagten Chia-Samen oder so um sich zu werfen. Das Kalinka ist was Besonderes!


Vorm Kalinka stehen Pflanzen. In Kochtöpfen. Vorm Kalinka steht ein Wegweiser auf dem Bürgersteig. Aus Kreide. Vorm Kalinka steht ein Chilibusch (oder so) und ein riesiger Porzellanköter. Vorm Kalinka wohnt Grünzeug in Schubladen und Holzkisten. Vorm Kalinka stehen Stühle mit Herzchenpolster und ein Schild, das "Alles hausgemacht" verspricht.


Mit anderen Worten: Ich hatte noch gar keinen Fuß in das Café gesetzt und war schon hin und weg. Also nix wie rein da und erst mal wie ein bekloppter Hoppelhase mit der Kamera von rechts nach links und wieder zurück gerannt. Ich hab mich vor Begeisterung echt nicht mehr eingekriegt. Und das meine ich genau so wie ich es sage. Ich war wirklich schon richtig, richtig lange nicht mehr von einem Café, einem Restaurant oder einer anderen Location derart "geflasht".


Das Kalinka nennt sich nicht umsonst im Untertitel "Kaffee & Kram", denn dort gibbet Kram...und zwar aus den Kategorien "Ha, das hatte ich auch...damals", "Ohhh...das stand bei meiner Omma!" und "Boah, ist das SCHÖN!". Liebhaberkram eben. Nix vonne Stange, sondern alles mit einem guten Auge für besondere Schätzekens gesucht, gefunden, gesammelt und zusammengewürfelt. Und diesen Liebhaberkram kann man kaufen.


Man macht es sich also an einem der Tische oder in einer der Sofa- bzw. Sesseleckchen gemütlich, bestellt etwas und könnte sich, wenn man wollte, gleichzeitig oder im Anschluss an den Verzehr selbst das Sitzmöbel unterm Hintern wegkaufen. Oder einen Pflanzenpott mit nach Hause nehmen. Oder irgendetwas Anderes, was dort so rumsteht und einem "Nimm mich miiiiiit!" zuruft.


Überall findet sich neben ausgewählten Möbeln vergangener Tage schönster Killefitt in Regalen oder Vitrinen, auf Tischchen oder Höckerchen. Man kommt sich ein bisskn vor wie in nem Wunderland...es sei denn das eigene Herzchen schlägt nur für Blingbling und Kommerzgedöns. Seht Ihr den kleinen Spielzeughund in der zartblauen Vitrine? Den hatte ich früher auch. Der hatte so lustige Ohren...

So. Wie gesagt: Ich so...Spontanflash. Aber eine anständige Café-Inspektion verlangt ja nach lecker Essen und Trinken und einem Gespräch mit den Machern dieses Wunderlands. Also haben wir erst mal etwas bestellt. In die Karte gucken kann ja jeder, ich frag bei solchen Gelegenheiten lieber einfach "Watt gibbet denn hier so?" und lasse mir etwas empfehlen, denn sonst suche ich mir aus der Karte ja eh nur wieder irgendetwas raus, was ich schon 1000x woanders gegessen oder getrunken habe. Macht der Gewohnheit. Langweilig.

Von der Inhaberin Sophie bekam ich einen Kaffeekirschtee namens Cascara ans Herz gelegt. Kaffee? Ich mag gar keinen Kaffee! "Schmeckt aber ganz anders", sagt Sophie. Na dann...her damit. Bester Beweis: Hätte ich mir im Leben nicht selbst ausgesucht und bin dann tatsächlich schon mit dem ersten Schluck mehr als angetan...


Ein RIESENbottich eiskalter Tee mit Strohhalmlöffel und Eiswürfeln wird mir kredenzt und ich mag dieses Cascaradings eigentlich sogar schon VOR dem ersten Schluck...allein schon wegen des Bottichs und dem coolen Stohhalmlöffel. Aber ich bin ja gerne Opfer liebevoller Details.


Zucker in schönen Döschen, Porzellan mit Goldrand, Beeren aufm Kuchen, ein Keyboard aufm Tisch (soooo ein schöööööner Tisch!) und Instrumente anne Wand...


Julius und ich sitzen da also, naja...Julius sitzt da und ich renne rum, und dabei können wir durch eine Flügeltür Sophie beobachten, die in der Küche rumfuhrwerkt. Und irgendwie kommen wir ins Gespräch.


Dieses Gespräch hängt mir nach. Weil es mich unheimlich beeindruckt hat. Sophie hat mich beeindruckt. Und ich sage Euch warum:

Sophie ist 21 Jahre alt und hat mehr Bums in Herz und Birne als ich mit 37. Sophie macht. Und macht und macht. Und während sie so erzählt habe ich das Gefühl sie macht ALLES. Alles, was sie sich vornimmt. Und vorgenommen hat sie sich ne Menge, denn schon im Alter von 8 Jahren hat sie eine Liste erstellt, auf der sie große und kleine Lebensträume sammelte. "Ein Café eröffnen" war einer dieser Lebensträume. Zwar sieht der Ursprungstraum eine Art integratives Hofcafé vor, aber so wie ich Sophie einschätze, kriegt sie das mit dem Hof auch noch irgendwann gewuppt.


Sophie betreibt das Kalinkaübrigens nicht allein, sondern gemeinsam mit ihrem Freund Sergey. Die Beiden hatten vor ein paar Monaten das leerstehende Ladenlokal im Bochumer Hellweg entdeckt, es besichtigt, sich "Och, joaaa...ganz nett" gedacht und sind dann erst mal ne Weile in den Urlaub gefahren. Sacken lassen und so. Als sie aus den Urlaub zurückkamen und das Ladenlokal noch immer frei war, haben sie zugeschlagen. Wie entspannt kann man bitte sein?! "Geiles Ladenlokal...total geeignet...och...erst mal Urlaub...dann nomma gucken." Find ich super. Sich einfach mal darauf verlassen, dass das, was passt, schon passieren wird.


Dass es Möbel im Kalinka zu kaufen geben soll, war von Anfang an Teil der Idee, denn Sophie und Sergey haben bereits in der Vergangenheit schöne Schätzchen gesammelt, aufgearbeitet und aus der gemeinsamen Wohnung heraus verkauft. Nur irgendwann waren da mehr Möbelstücke als Platz. Klar also, dass die Idee mit ins Café einziehen durfte.


Wir quasseln und quasseln und ich bin ganz baff vor Respekt. Sophie hatte Anfang des Jahres z.B. Bock darauf, sich mit Pflanzen zu beschäftigen. Also hat sie Pflanzen angepflanzt...in Töpfen, Schüsseln, Kisten, Kannen und Backformen.


Als die Pflanzen wuchsen, hatte sie Bock auf was Anderes. Dann hat sie was Anderes gemacht. Und dann wieder was Anderes. Und das Tolle daran: Sie fängt nicht an und hört dann wieder auf. Sie macht fertig und knüpft sich dann die nächste Idee vor. Davon würde ich mir echt gerne mal ne dicke Scheibe abschneiden. Ich bin nämlich nur im Anfangen so richtig super. Naja. Jedenfalls gibbet jetzt die ganzen Pflanzen im Kalinka zu kaufen und ich habe mir ein Sukkulentenmeer in ner schönen, alten Backform mit nach Hause genommen.


Wenn man sich für ein Möbel, irgendwelchen Killefitt oder ein Pflanzendings zwecks Beheimatungswunsch interessiert, muss man übrigens mit Sophie und Sergey ins Gespräch kommen. Preisschilder gibbet nämlich keine, lediglich die Preise von Futter und Getränken sind konkret beziffert. Kaufobjekte ohne Preisschilder finde ich ganz schön gut, denn man kommt ja heutzutage viel zu selten einfach mal so mit irgendjemandem ins Gespräch. Ob im Café oder im Supermarkt...viel mehr als "bitte", "danke" und "schönen Tach noch" läuft da ja nicht.


"Ins Gespräch kommen" ist eh ein gutes Kalinka-Stichwort, denn genau das liegt den beiden Inhabern am Herzen. Sie woll(t)en einen Ort kreieren, an dem ein echter Austausch stattfindet...ob im Rahmen von Workshops, Veranstaltungen, Nähsessions...ob zwischen alt und jung...ganz egal. Sophie und Sergey sind offen für Ideen, für Möglichkeiten und Menschen...und wenn Sophie davon spricht, kann man fühlen, dass es sich dabei wirklich um eine Herzensangelegenheit handelt.

Ich war so begeistert und geplättet von diesem Grundgedanken in Kombination mit dem "Einfach machen"-Credo der Beiden, dass ich mich spontan echt nicht getraut habe, Sophie zu sagen, dass ich voll die schönen Ideen (wie ICH zumindest finde) hätte...für Workshops, Kurse und kleine Events. Ich hab nur doof rumgedruckst und am Ende "Ähhh...ich schreib Dir nomma ne Mail" gesagt - ganz schön blöd eigentlich...denn ich glaube, dass die Beiden genau auf diese Art von Ideenmiteinander Lust haben. Aber irgendwie wollte ich sie nicht direkt so plump damit belagern. Manchmal macht meine große Klappe halt doch auch einfach mal schlapp.


Noch kurz was zum Verzeherangebot: Serviert wird kreative Küche aus dem vegetarischen und veganen Lager. Wenn man sich die Facebookseite oder auch den Instagramaccount des Kalinka Cafés anschaut, bekommt man einen tollen Eindruck von den vielen unterschiedlichen Leckereien, die grundsätzlich unter dem Motto "bio, fair, regional und hausgemacht" stehen. Ich hab zur Veranschaulichung einfach mal ein paar Beispielbilder gemopst und werde dafür hoffentlich nicht verklagt:


Ob Börek mit Limetten-Minz-Joghurt, ein zuckerfreier Double-Chocolate-Cheesecake, Aprikosentarte, Espresso-Bananen-Brot (nicht im Collagenbild), warme Madeleines mit selbstgemachter Vanille-Erdbeer-Marmelade, gefüllte Omelettes mit Bioräucherkäse, Röstzwiebeln und frischen Tomaten oderoderoder...ich finde allen Speisen sieht man die Liebe zum Essen und zur Gastfreude an. Gibt es das Wort Gastfreude überhaupt...im Sinne von "Freude am Gast"? Falls nicht, habe ich es just passend zum Kalinka erfunden. Hat das Café wirklich verdient.


Und für die Getränke gilt natürlich das Gleiche. Für den Anti-Club-Mate-Spruch, den Sophie gebracht hat, hätte ich sie knutschen können! Das Kalinka ist eben wirklich KEIN hipsteriges Trendcafé. In hipsterigen Trendcafés gibbet nämlich IMMER Club Mate. Also nehmt dies als finalen Beweis dafür, dass das Kalinka in einer anderen Liga spielt und GEHT MAL VORBEI...ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass da irgendein Caféliebhaberherzchen NICHT vor Freude hüpft...wenn auch nur im Stillen. Wie heißt es so schön? "Du musst nicht tanzen, aber beweg Dein Herz!"...und ich finde, dass Sophie und Sergey genau das mit ihrem Café geschafft haben.

Merke I: Maximalempfehlung. Echt jetzt. 

Merke II: Dem Kalinka auf Facebook folgen?! Ja, macht mal!
KLICK!



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