Liebes Ruhrgebiet und Rest vonne Welt, es gibt ja so Läden, in die will man immer rein, aber die haben immer zu. Nicht weil die grundsätzlich immer geschlossen haben, sondern weil man einfach immer und immer wieder zur falschen Uhrzeit davor steht. So geht es mir seit gut einem Jahr mit dem Bochumer Café Safran. Und immer wieder habe ich gedacht "Muaaaah...EINES TAGES!"
Und eines Tages war dann letztens. Endlich! Und weil es sich um ein Spontangeschehen handelte, hatte ich meine Kamera nicht dabei. Tja. Wenn EINES TAGES kommt, sollte man besser vorbereitet sein. Aber ich schaffe es ja noch nicht mal, eine Reservendose Katzenfutter in der Küche stehen zu haben. Die letzte Dose ist einfach immer die letzte Dose. Nix Reserve. Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich nur sagen wollte: Schnieke Kamerafotos gibbet heute nicht. Aber das tut dem Café und dem Essen zum Glück keinen Abbruch!
Ehrlich gesagt wusste ich im Vorfeld gar nichts vom Café Safran - also von seiner bloßen Existenz mal abgesehen. Ich hatte nur ein paar Mal die schönen Mosaik-Eingangsstufen bewundert und durch die Fensterschreiben gespinkst, um festzustellen: is ja klein da! Aber weil "klein" mit Blick auf Restaurants in der Regel auch "schön persönlich" bedeutet, habe ich das einfach mal als sehr positiv gewertet und schlicht zum Anlass genommen, dort unbedingt essen zu wollen.
Wenn ich klein sage, meine ich übrigens auch klein! Denn im Ladeninneren steht exakt EIN Tisch. Und so sitzt man durchaus auch mal mit fremden Leuten an der Tafel und kommt ins Gespräch...wenn man mag.
Apropos mögen: Ich mag so kleine Gewürzanbietschalen ja sehr! Gewürzanbietschalen ist sicherlich ein valides Scrabblewort und dürfte einen beim Galgenmännchen spielen den Gewinn sichern. Jedenfalls gesellte sich zu dem Gewürzanbietschälchen schnell leckeres Brot und eine tolle Tunke. Heidi und ich warfen einen Blick in die kleine Speisekarte, hatten beide keine Ahnung von persischen Genüssen und bestellten mehr oder weniger einfach irgendwas. Naja. So stimmt das auch nicht. Ich bin schon ein wenig ausgeflippt, als ich "Granatapfel-Walnuss-Soße" gelesen habe. Es war mir also eher egal zu welchem Irgendwas diese Soße gereicht werden würde...Hauptsache es würde sich hinterher möglichst viel davon auf meinem Teller befinden.
Und wenn ich viel sage, dann meine ich viel. Dass mein stiller Wunsch aber DERMASSEN erhört werden würde, hatte ich mir dann doch nicht träumen lassen. Schaut Euch mal meinen Teller an! Ich habe extra meinen Daumen auf das Bild gequetscht, damit Ihr die Größenverhältnisse anständig einschätzen könnt...
Heidi hatte sich für Tabrisi entschieden und bekam einen monströsen (monströs lecker und riesig) Hackballen (9,90€) serviert. Auch sehr, sehr lecker, aber was kann schon gegen ein ganzes Tellermeer aus Granatapfel-Walnuss-Soße an Fesendjun-Hähnchen anstinken?! Ganz im Ernst: Mein Essen war einfach SAGENHAFT! Ich hatte eigentlich keinen besonders großen Hunger in Petto, habe dann aber doch den ganzen Riesenteller (13,90€) ratzefatz leergefuttert und immer wieder verkündet, seit Ewigkeiten nicht mehr etwas soooo Leckeres gegessen zu haben.
Nun müsst Ihr Euch das so vorstellen: Heidi, ich und unsere Handys. Ab und zu quasseln, ununterbrochen Fotos machen, dann Fotos bearbeiten und dabei schweigend nebeneinander sitzen. Dann wieder den ganzen Krempel auf dem Tisch umstellen und noch mehr Fotos machen. Und das in einem Restaurant, das SO klein ist, dass dieses handyöse Verhalten auch wirklich JEDEM auffallen muss. Jedenfalls hatte ich irgendwann das Gefühl, dass wir unangenehm auffielen. So ein schöner kleiner Laden, so ein tolles Essen...und dann zwei Bescheuerte, die zwischen frischem Gemüse, Tulpen und Teekannen nur mit ihren Handys rumhampeln.
Also habe ich dem lieben Inhaber erklärt, dass ich gerne auf meinem Blog von seinem Café erzählen möchte und die vielen Fotos mache, weil ich mich so freue, dass es bei ihm so toll ist, und nicht weil ich einfach nur ne Macke habe, die Finger nicht vom Handy lassen kann und sein frisch zubereitetes Essen nicht zu schätzen weiß. Denn eigentlich ist das Café Safran der perfekte Ort für eine Auszeit. Ruhig geht es zu, die Stimmung ist behaglich und der Chef und Koch (in einer Person) vermittelt das Gefühl, in einem kleinen privaten Esszimmer zu sitzen, während er 3 Meter weiter hinten in seiner Küche steht und das, was man bestellt, "mal eben" frisch zubereitet.
Wenn Ihr also mal essen gehen wollt und Lust auf "andere" Gewürze, auf eine schöne Atmosphäre ohne kommerzielle Geschäftigkeit und einfach insgesamt auf eine kleine, andere Welt habt, dann seid Ihr im Café Safran mehr als richtig! Es liegt mitten in der Bochumer Innenstadt nur einen Katzensprung vom überlaufenen Bermudadreieck und dem "hippen" Ehrenfeldviertel entfernt und ist meiner Meinung nach eine verdammt tolle Alternative zu den "üblichen Verdächtigen" im Zentrum.
Und beim nächsten Mal lasse ich das Handy in der Tasche und konzentriere mich ein wenig mehr aufs "Einfach nur da sein und genießen", denn ich glaube, das kann man dort richtig, richtig gut...vor allem in einem Granatapfel-Walnuss-Soßen-Meer!
Merke I: Die Speisekarte ist klein, aber fein.
Zusätzlich gibt es wechselnde Spezialgerichte.
Und bei allem gilt: Wenn alle is, is alle. Wie zu Hause.
Merke II: Das Café Safran hat am Wochenende
nur nach Vereinbarung geöffnet. Und grundsätzlich
empfiehlt sich eine Reservierung, denn:
Wenn voll is, is voll.