Liebes Ruhrgebiet und Rest vonne Welt, gestern war ich in der Hölle unterwegs. Und weil das wirklich starker Tobak war, bitte ich jetzt all diejenigen mit sanften oder empfindlichen Gemütern, einfach wieder wegzuklicken. Denn schön ist anders. Und lecker erst recht.
Ich hab nun wirklich ein Weilchen überlegt, ob ich über diesen Höllenausflug überhaupt schreiben soll. Man kann ja manchmal durchaus auch einfach mal schweigen. Aber man kann auch durchaus mal "So ne Scheiße!" sagen. Das ist dann halt das wahre Leben...so ganz ohne Tüdelü und Heititei, ohne Sonnenuntergänge oder schön angerichtete Abendbrotteller. Und ab und an darf das ruhig mal raus. Finde ich.
(Mama, lies das NICHT!)
Also. Gestern. Nach zwei Wochen mit dem Stressteufel im Nacken wollte ich es gestern ruhig angehen lassen. Mir etwas Gutes tun. Die Sonne genießen. Durchatmen. All sowas eben.
Und so habe ich mich gegen Mittag auf einen Spaziergang begeben. Kleidchen an, Kamera über die Schulter und ab anne Ruhr. Dort wollte ich einfach ein bisschen rumsitzen und vielleicht ein Foto für Fees und meine Foto-der-Woche-Aktion eintüten. Mehr nicht.
Ich steige aus dem Auto, freue mich in all meiner Herbstfetischhaftigkeit über das Laub im Allgemeinen und Besonderen und laufe los.
Auf dem Weg zur Ruhr entdecke ich so Dinger. Keine Ahnung wie sie heißen, aber sie sind riesig. Mindestens zwei Meter hoch.
Natürlich will ich sie fotografieren. Und zwar so, dass ich unter ihnen stehe, damit man erkennt wieeee groß sie sind. Ich kämpfe mich mit nackten Beinen durchs Dickicht. Für ein schönes Foto ist mir wenig zu doof. Das Dickicht zerschrammt mir distelig die Beine. Macht nix. Weiter. Das Dickicht reisst mir mein Kleid auf. Macht was. Sofortiger Rückzug und Flunsch.
Ich hocke mich an die Ruhr, strecke die Beine aus, halte mein Gesicht in die Sonne, mache einen auf Idylle, will mich nach hinten lehnen...
...und ramme mir an einem Stückchen Holz einen Splitter in die Handfläche. Was macht man als kompetenter Splitter-Entferner so ohne Pinzette und Kamillebad?! Dran rumlutschen. Klar. Hilft aber nicht. Splitter bleibt drin.
Pfff. "So ein Splitter versaut mir doch nicht meinen Ausflug!" denke ich und bleibe einfach sitzen. Dann kommen ca. 27 Bremsen vorbei und rufen "Ha! Wir aber!"
Als verifizierter Bremsenallergiker nehme ich die Beine in die (Splitter-)Hand und renne los. Am Dickicht vorbei und zurück auf den Gehweg. Dann will ich Berit eine Voice-Nachricht per Whatsapp schicken, um mich über die Bremsenattacke zu beschweren. Geht aber nicht. Weil mein Handy nicht in der Tasche ist. Ich renne zurück zum Ruhrufer. Nix Handy. Panik. Ich renne zurück zum Auto. Nix Handy. Noch mehr Panik. Ich renne zurück zum Dickicht. Und tatsächlich: mittendrin liegt mein Handy. Beine noch mehr zerschrammt, Kleid noch mehr zerfleddert. Aber nun gut.
Handy gerettet und zurück auf dem Gehweg. Zwischen dem Gehweg und der Ruhr befindet sich ein kleines Mäuerchen. Ich beschließe, dass es lustig wäre, mich per Selbstauslöser auf dem Mäuerchen zu fotografieren. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, vor dem mir das Szenario peinlich sein müsste. Also deponiere ich meine Kamera im angemessenem Winkel auf dem Boden, starte den Selbstauslöser und will in Sekundenschnelle leichtfüßig auf das Mäuerchen hüpfen.
Das geht aber nicht. Das Mäuerchen ist nämlich doch eher eine Mauer und ich ähnele eher einem gestrandeten Wal, als ich mit dem Bauch...ach, egal. Stellt Euch einfach einen gestrandeten Wal auf einer Mauer vor. Dieser Moment war mir vor mir selbst schon peinlich genug, aber schlimmer geht ja bekanntlich immer. Das zerfledderte Kleid ist nicht besonders lang. Und während ich da so rumstrande, guckt mein Hintern raus. Das merke ich, weil plötzlich von hinten jemand "Hahahaha, kumma, ey! Die zeigt uns ihren Arsch!" grölt.
Ich spiele kurz mit dem Gedanken an einen Spontantod, lasse mich von der Mauer gleiten plumpsen, tue so, als ob ich die türkischen Jugendlichen zwischen den Bäumen weiter hinten gaaaar nicht bemerkt hätte, schnappe mir meine Kamera, mache einen auf "Hö?! War was?!" und schlendere betont lässig weiter.
In den folgenden 5 Minuten passiert nichts. Zumindest nichts Schlimmes. Ich mache Fotos.
Dann entdecke ich einen komischen Baum. Dieser Baum sieht aus wie ein Zelt. Und weil Zeltbäume spannend sind, muss ich das natürlich näher untersuchen. Ich suche den Eingang...
...und betrete das Zelt. Kamera schön vor der Nase, Foto hier, Foto da...und dann rutsche ich aus. Schon in der ersten Sekunde weiß ich es. Dieses Rutschgefühl am Schuh kann nur eins bedeuten und im Fall denke ich noch "Nein, nein, neiiiiiiin!".
So. Nun muss ich gut überlegen wie ich die Sachlage beschreibe, ohne zu ekelig zu werden.
Also. Stellt Euch vor der Teufel hätte sein Geschäft verrichtet. Und stellt Euch vor, dass der Teufel sehr, sehr, seeeeehr groß ist. So ein großer Teufel macht kein kleines Geschäft! So ein Teufel hat auch keine normale Toilette für seine Fäkalien. Er hat natürlich ein überdimensionales Baumzelt. Und wer latscht da rein? Ich. Natürlich.
Ich schwöre es Euch: Kuhfladen sind NICHTS gegen Teufelshaufen! Und JAAA, ich habe ein Foto davon gemacht. Aber das sprengt wirklich alle Grenzen des guten Geschmacks UND des schrägen Humors. Deshalb tue ich Euch das jetzt NICHT an.
Jedenfalls sitze ich da für einen Moment neben dieser stinkenden Monstrosität und weiß nicht, ob ich sauer (weil reingetreten) oder erleichtert (weil daneben gefallen) sein soll. Ich entscheide mich letztlich ob des bestialischen Gestanks eindeutig für Sauersein, rapple mich auf und fange an, meinen Schuh am Boden abzuwetzen. Während ich also wie ein Pferd mit meinem einen Huf scharre und die Luft anhalte, um nicht in Ohnmacht zu fallen, höre ich jemanden hinter mir. Und dann steht da auf einmal so ein Pannemann, holt sein Geschlechtsteil raus und macht Pipi. 1,5 Meter FRONTAL NEBEN MIR!
Eloquent wie ich bin sage ich "AAAAALTER! Warte doch wenigstens kurz bis ich weg bin!" Das interessiert den Pimmelmann aber mal so gar nicht. Er sagt "Ach so, klar!" und pinkelt weiter.
Ich bin fassungslos und gehe. Und spiele weiter Hufscharren. Bis eine Bank kommt. Ich setze mich, schnappe mir mein Handy und erstatte Berit Bericht. Dann scharre ich neben der Bank weiter mit meinem Stinkehuf und möchte am liebsten vor dem Gestank weglaufen. Geht aber nicht. Also setze ich mich völlig gefrustet wieder hin und denke nach. Der Teufelshaufen hat sich nämlich in mein Schuhprofil gefressen. Und so kann ich ja schlecht in mein Auto steigen. Von der olfaktorischen Vergiftungsgefahr mal ganz abgesehen.
Tja. So sitze ich da rum. Und dann kommt plötzlich der Pimmelmann um die Ecke. Ich gucke gezielt in die andere Richtung und hoffe, dass all meine Poren irgendetwas zwischen Verachtung und Missachtung aussenden. Hat nicht geklappt, denn tatsächlich setzt der Bekloppte sich jetzt auch noch neben mich. Ich schwanke noch zwischen "sofort aufstehen und gehen" und "pfff...ich war zuerst hier!", als plötzlich eine Frau auf der Bildfläche erscheint. Pannemann fängt an zu brüllen. Sie solle ihm das Handy geben. Und das Feuerzeug. Und zwar trotz aller Schimpfwörter, die er ihr an den Kopf wirft.
Ich entscheide mich nun doch für "sofort aufstehen und gehen" und entferne mich bis zum nächsten Wiesenstück, um wieder...Ihr wisst schon...die Nummer mit dem Huf.
Frau haut ab, Mann rennt hinterher, Bank wieder frei. Also setze ich mich wieder hin. Keine 30 Sekunden später ist die Frau wieder da, kommt auf die Bank zugerast und setzt sich neben mich. Und zwar DIREKT neben mich. Ihr Arm berührt meinen Arm. Das möchte ich nicht, also springe ich auf und will mich vom Acker machen, als mich der Mann, der sich mit einem Schlag wieder materialisiert hat, anbrüllt:"Ey, ey Duuuu!"
Ich lasse mich nicht beirren und gehe weiter. "Hasse Feuer? Eyyyyy, hasse FEUER?!"
Ich gehe weiter. Und muss mich dann auch noch F...e nennen lassen.
Ich wäge kurz ab und entscheide, dass ich mich einfach um meinen Huf kümmern und den Asi Asi sein lassen sollte. Von Berit hatte ich mittlerweile den Tipp bekommen, dass ich barfuß nach Hause fahren und den Ekelschuh am besten in eine Tüte packen sollte. Falls ich eine Tüte im Auto hätte.
Habe ich. Also setze ich mich auf dem Parkplatz mit der Tüte und dem Schuh zwischen mein und das daneben stehende Auto. Und kratze die Teufelsspuren mit einem Stöckchen und Todesverachtung aus meiner Sohle. Das dauert.
Irgendwann kommt ein Vater mit seiner Tochter vorbei. Sie wollen mit dem Auto neben meinem wegfahren und müssen deshalb an mir vorbeigehen. Ich ziehe den Kopf ein, gucke mit meinem Aa-Stöckchen verlegen zu Boden und hasse diesen Tag.
Da sagt das Mädchen "Papa, die Frau stinkt!"
Arghhhhhh! ICH HAAAASSE DIESEN TAG!
Also werfe ich den elendigen Schuh in die Tüte, springe in mein Auto und fahre nach Hause. Barfuß laufe ich zur Haustür...
...und da fährt ein Auto mit Jungspunden an mir vorbei. Der Beifahrer hängt seinen Arm voooll lässig aus dem Fenster und ruft: "Nur Penner rennen barfuß rum!"
Ich überlege kurz, meine Ekeltüte ins Autoinnere zu werfen. Statt dessen atme ich aber einfach tief durch.
In der Wohnung hole ich den Schuh aus der Tüte, schnappe mir ein Schwämmchen und schrubbe im Handwaschbecken wild drauflos. Ich halte die Luft an. Bis ich fast umfalle. Und dann schnappe ich aus Versehen oder aus Not nach Luft und binnen der nächsten Sekunde - Moment, kurz wieder überlegen wie ich das formulieren soll - naja, ich mache das, was man macht, wenn einem ganz, ganz, gaaaanz furchtbar übel ist. Über den Schuh drüber.
(Mama, ich hab doch gesagt, Du sollst das nicht lesen!)
Dann renne ich ins Wohnzimmer, schnappe mir mein Handy und spreche Berit das Elend bei Whatsapp drauf. Die Nachricht endet mit "Jetzt steht dieser Schuh voll K....e und K...e in meinem Badezimmer und ich weiß nicht was ich machen soll! Und die ganze Wohnung riecht nach Sch...e. Oh Gott, ist das schrecklich!"
Berit findet es zum Glück (Zitat!) sehr sympathisch, dass ich über meinen eigenen Schuh gedingst habe. Also gehe ich alter Sympathiker zurück ins Badezimmer, halte wieder die Luft an und pule mit 10.000 Wattestäbchen die letzten Ekelreste aus dem Profil.
Danach stinkt die ganze Wohnung noch schlimmer. Ich reiße alle Fenster auf und bemitleide mich. Aber da der Tag eh schon im Eimer ist, kann ich auch gleich noch die Küche putzen. In der Küche trete ich in Katzenkotze und schmeiße, weil ich mich beim Ausrutschen an der Heizung festhalten will, das Glas mit der glatten Petersilie, das auf der Heizung steht, runter. Das Glas zerspringt in fast so viele Teile wie ich zuvor Wattestäbchen vermüllt habe. Ich weiß nicht was schlimmer ist: Katze in Glasscherbenküche oder ich barfuß in Katzenkotzeglasscherben oder die Tatsache, dass die Petersilie schon etwas zu lange in dem Wasserglas wohnte und die Siffe, die nun an der Wand klebt, mindestens so fies stinkt wie der Ekelschuhgeruch.
Ich klemme mir die Katze unter den Arm und positioniere uns auf dem Balkon. Dort genieße ich dann die Sonne. Hätte ich mir das mit dem Ausflug zur Ruhr eigentlich auch sparen können.
Danach sind noch 7 weitere doofe Sachen passiert. Aber die erzähle ich jetzt nicht. Jetzt muss ich nämlich zum Dentalschlachter. Auch schön. Und der Splitter sitzt immer noch in meiner Hand.
Merke I: Immer mit Ersatzschuhen spazieren gehen.
Merke II: Überdimensionale Baumzelte meiden.
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